Zweistufige Ausbildung: „Etappenziel motiviert Jugendliche“
Osnabrück. Obwohl deutsche Unternehmen händeringend nach Auszubildenden suchen, haben es Jugendliche mit besonderen Problematiken weiterhin schwer, einen beruflichen Einstieg zu finden. „Mit dem Projekt Neustart wollten wir jungen Menschen mit Migrationshintergrund, Lernschwierigkeiten oder auch persönlichen Herausforderungen helfen, eine Ausbildung zu finden und erfolgreich abzuschließen“, schildert MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers. Nach vierjähriger Dauer zog die kommunale Arbeitsvermittlung jetzt eine positive Bilanz.
Das Projekt umfasste die Ausbildungsregion Osnabrück (Stadt und Landkreis Osnabrück) und wurde neben der MaßArbeit auch vom Jobcenter Osnabrück sowie der Agentur für Arbeit Osnabrück getragen. Durchgeführt hat das Projekt der Internationale Bund (IB). Das Konzept basiert auf drei Bausteinen: Die Jugendlichen werden zunächst intensiv auf die Ausbildung vorbereitet, es werden speziell zweistufige Ausbildungen angestrebt und die Teilnehmenden werden bis zum Ausbildungsabschluss eng sozialpädagogisch begleitet.
Doch was ist überhaupt eine zweistufige Ausbildung? „Dabei geht es um eine doppelte Qualifikation: Nach zwei Jahren, der so genannten Grundstufe, erreicht der Azubi einen ersten Ausbildungsabschluss. Daran schließt sich die Fachstufe als ein- bis zweijährige Zusatzqualifizierung an“; erläutert Stephanie Waldkötter, Bereichsleiterin bei der MaßArbeit. „Dieses Etappenziel motiviert die Jugendlichen oft sehr – sie haben schon nach zwei Jahren ein echtes Erfolgserlebnis und eine dauerhafte berufliche Perspektive“, skizziert Waldkötter.
Die Ergebnisse von Neustart können sich sehen lassen: Von den 47 Teilnehmenden aus der Vorbereitungsphase mündeten 24 in die Durchführungsphase des Projektes ein. Deutlich über die Hälfte aller Teilnehmenden hatte einen Migrationshintergrund. 16 junge Menschen bestanden am Ende ihre Abschlussprüfungen.
„Der Start des Projektes direkt vor dem ersten Corona-Lockdown hat es zunächst sehr erschwert, einen engen Kontakt zu den Jugendlichen herzustellen und auch die Akquise von Ausbildungsunternehmen war nicht einfach“, so Waldkötter. Zahlreiche Betriebe hatten noch nie zweistufig ausgebildet und waren skeptisch, berichtet auch IB-Projektleiterin Tina Große Berkhoff.
„Viele sind außerdem zurückhaltend, was die Zielgruppe angeht“, erzählt die Projektleiterin. Denn oft gebe es mehr Betreuungsbedarf, als die Unternehmen es sonst von ihren Auszubildenden kennen würden. Dennoch hofft Große Berkhoff, dass sich angesichts des großen Fachkräftemangels künftig mehr Unternehmen der zweistufigen Ausbildung zuwenden.
Das wünscht sich auch der MaßArbeit-Vorstand: „Die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss hat in Deutschland ein Rekordhoch erreicht: In der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamts hatten 19,1 Prozent (2,86 Millionen) der 20- bis 34-Jährigen keine berufliche Qualifikation. Neustart ist ein Weg, auch benachteiligten jungen Menschen solide berufliche Perspektiven zu eröffnen“, betont MaßArbeit-Vorstand Hellmers. Ebenso habe sich jedoch auch gezeigt, dass nur eine sehr intensive Begleitung dieser Zielgruppe Erfolge bringen könne: „Das sind erhebliche Investitionen: Doch nur so können wir langfristig dieses Potenzial für den Arbeitsmarkt heben und den jungen Menschen eine Zukunft geben.“
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