ZAP bei der MaßArbeit: „Corona als Brennglas“
Landkreis Osnabrück. Es gibt Leistungsempfänger bei der MaßArbeit, die viel körperliches und emotionales Gepäck mit sich herumschleppen. Die Gesundheit spielt nicht mehr mit oder die Psyche ist schwer belastet, eine jahrelange Arbeitslosigkeit und erfolglose Vermittlungsversuche drängen diese Menschen häufig an den Rand der Gesellschaft. Oft haben sie wenig Außenkontakte und sind misstrauisch gegenüber jedem Unterstützungsversuch. „Wir haben früh erkannt, dass hier unsere grundsätzlich sehr erfolgreiche Strategie der Wiedereingliederung in Arbeit zu kurz greift“, beschreibt MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers. Mit einem besonderen Ansatz geht das kommunale Jobcenter MaßArbeit deshalb seit 2013 auf Bewerberinnen und Bewerber zu, die körperliche oder psychische Probleme haben. 13 ZAP (Zentrale Ansprechpartner für Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen) sind vor Ort in den sieben MaßArbeit-Außenstellen tätig.
Konzept setzt vor allem auf Zeit
Das Konzept setzt mit vielen persönlichen Gesprächen vor allem auf Zeit. „Ziel ist es, das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen, sie zu stabilisieren und zu motivieren“, beschreibt ZAP-Teamleiter Thomas Scheufens. Erst wenn das erreicht sei, werde gemeinsam über Arbeitsmarkperspektiven nachgedacht. „Die Kennenlernphase ist dabei entscheidend“, so die Erfahrung von Nils Igelström, ZAP in der Außenstelle Ostercappeln. Ist eine persönliche Gesprächsebene entstanden, wird auf Basis der Geschichte des Bewerbers, seiner Beeinträchtigungen und seiner Stärken entschieden, welche Hilfen vorrangig sind. Je nach Einzelfall kann zunächst eine Maßnahme zur sozialen oder medizinischen Teilhabe Fortschritte bringen, bevor die Integration in Arbeit überhaupt sinnvoll ist. Deshalb gibt es ein Netzwerk von Kooperationspartnern, dem unter anderem Ärzte, Betreuer, psychologische Beratungsstellen, Versicherungsträger und der sozialpsychiatrische Dienst angehören. Erscheint der Weg in den Arbeitsmarkt möglich, wird auch der ArbeitgeberService der MaßArbeit eingebunden.
Es geht im Tempo der Bewerberin/ des Bewerbers voran
Doch es geht im Tempo der Bewerberin oder des Bewerbers voran. „Vor allem Einzelcoachings haben immer wieder erstaunliche Erfolge erzielt“, erzählt Scheufens. Umso schwieriger gestaltete sich deshalb auch die Arbeit der ZAPs mit ihren Klienten zu Beginn der Corona-Pandemie. „Einfach warten, bis wieder persönliche Gespräche möglich waren, war natürlich keine Option“, erinnert sich der Teamleiter: „Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen und haben bei aller vorherrschenden Skepsis auf Online-Kontakte gesetzt, darunter auch Video-Coachings.
„Das gesamte Team hat sich riesig darüber gefreut, wie gut diese Option angenommen wurde“, schildert Nils Igelström: „Für einige unserer Klienten war das wie ein neues Tor zur Welt.“ Denn gerade Menschen, die jahrelang sehr isoliert gelebt hätten, falle es oft schon schwer, einen Bus zur nächsten Außenstelle der MaßArbeit zu nehmen. „Wir haben mit den Online-Angeboten also eine wunderbare Möglichkeit für unsere Bewerberinnen und Bewerber entdeckt, auf für sie niedrigschwellige Weise mit uns in Kontakt zu treten und zu bleiben.“ Wesentlich geholfen habe dabei auch das große Engagement und psychologische Know-how der Träger, die etwa das Video-Coaching durchführen, sind sich Scheufens und Igelström einig.
Corona deckt wie ein Brennglas Defizite auf
Corona habe wie ein Brennglas bisherige Defizite aufgedeckt: „Das verändert unsere Arbeit dauerhaft,“ ist Scheufens überzeugt. Denn plötzlich können die ZAPs Menschen erreichen, die sich vorher lange Zeit jedem Unterstützungsversuch entzogen haben. Außerdem sei es möglich geworden, auch Experten einzubinden, die nicht vor Ort ansässig sind: „Das bringt sehr viel Individualität und neue Ideen in die Arbeit.“ Doch auch die Präsenzangebote der ZAPs haben sich verändert: „Wir bieten vieles dezentral an. Das erspart den Klienten längere Wege, die sonst trotz unserer sieben Außenstellen manchmal unvermeidlich sich“, so Igelström.
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