
Der B.O.P. Melle bringt seit 2014 Jugendliche und Unternehmen zusammen
Melle. „Ich verspreche Euch einen Beruf, der sehr belastend ist. Der manchmal traurig macht. Der auch mal gefährlich ist. Aber der auch sehr, sehr schön ist und erfüllend.“ Das sagte Carsten Bente, Ausbildungsbeauftragter der Bundespolizei, den interessierten Schülerinnen und Schülern vor seinen Stand, den er für den diesjährigen Berufsorientierungsparcours (B.O.P.) in den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Melle aufgebaut hatte. Dabei fehlten auch Blaulicht und Polizei-Absperrband nicht. Auf mitreißende Art versuchte der groß gewachsene Mann mit Motivationstrainerfähigkeiten die Aufgaben der Bundespolizei und die dazu erforderlichen Voraussetzungen zu erklären. Mit Erfolg: „Nach 200 Praktikumsanfragen habe ich aufgehört zu zählen“, lachte er.
44 weitere Unternehmen aus der Region hatten in den weitläufigen Räumlichkeiten der BBS Infostände aufgebaut und versuchten, die rund 670 Acht- und Neuntklässler aller weiterführenden Meller und Bissendorfer Schulen für ihre Ausbildungsberufe zu begeistern.
„Der B.O.P. ist super. Auch kleinere Firmen können sich hier mit wenig Aufwand den Jugendlichen präsentieren.“ sagte Dirk Haberland, Inhaber der Firma Haberland Zerspannungstechnik aus Gesmold. Vier bis sechs Azubis sucht er pro Jahr, denn wegen des Fachkräftemangels müsse er die benötigten Spezialisten selber ausbilden. „Oft sind es die Eltern, die ihre Kinder in ein Studium drängen - obwohl die akademische Ausbildung nicht für jeden das Richtige ist.“ Damit sich auch die Eltern über die Vielfalt und die Chancen der beruflichen Ausbildung und Praktikums-Angebote informieren konnten, gab es am Abend vor dem B.O.P. den „Abend der Ausbildung“. Hier konnten Eltern gemeinsam mit ihren Kindern mit den Unternehmensvertretern sprechen.
Beim Berufsorientierungsparcours waren nicht nur Personalverantwortliche im Einsatz, sondern auch Mitarbeitende, die vor ein oder zwei Jahren selbst auf der Suche nach beruflicher Orientierung über den B.O.P. geschlendert sind: Aktuelle Azubis nämlich, die so viel leichter mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen. „Azubis sind die besten Werbepersonen, die auf Augenhöhe rüberbringen können, worauf es in dem Beruf ankommt“, wusste Melles Bürgermeisterin Jutta Dettmann, die beim Messerundgang viel Freude an den Arbeitsproben hatte.
Denn fast alle Unternehmen hatten für den B.O.P. eine kleine Aufgabe oder Tätigkeit vorbereitet, die typisch für den jeweiligen Ausbildungsberuf ist. Bagger fahren beim Gartenbaubetrieb Hüpel, Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Übungspuppe bei den Niels-Stensen-Kliniken, Servietten kunstvoll falten beim Posthotel Hünerbein oder den Säuregehalt von Flüssigkeiten bestimmen bei Remondis: Auf diese Weise konnten die Achtklässler bei jedem Unternehmen unterschiedliche Fähigkeiten ganz praktisch erfahren.
„Die Arbeitsproben sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Konzepts“, betonte Kerstin Hüls, Servicestelle Schule-Wirtschaft der Maßarbeit, die gemeinsam mit den Ausbildungslotsen der MaßArbeit, dem Schulleiter der BBS, Dr. Frank Baller, und der stellvertretenden Schulleiterin Anja Stolte, Melles Wirtschaftsförderer Florian Weßling und einem Team aus Vertretern der Stadt Melle und der Gemeinde Bissendorf den B.O.P. jedes Jahr organisiert: „Bei der Zielgruppe der Achtklässler spielt die Chance auf ein Praktikum oft noch eine größere Rolle als die Ausbildung. Das ist für viele noch zu weit weg.“ Lars Hellmers, Vorstand der Maßarbeit, betonte: „Wenn aus den Messekontakten dann Praktika resultieren, ist das immer ein Gewinn für den jeweiligen Schüler.“ Und Melles Bürgermeisterin Jutta Dettmann ergänzte: „Eine wichtige Erkenntnis nach einem Praktikum kann ja auch sein: ‚Das ist nicht meins.‘“
Bei Achtklässler Mohammed ist der Funke, den Carsten Bente am Stand der Bundespolizei zu zünden versucht hat, übergesprungen: „Das will ich machen“, erzählte er mit strahlenden Augen. Und ließ gleich seine „Visitenkarte“ am Stand der Bundespolizei. In diese hat der 14-Jährige nicht nur seine Kontaktdaten eingetragen, sondern auch, was er besonders gut kann und dass er an einem Praktikum interessiert ist.
Den Vordruck dazu hat er aus seinem Laufbuch, das jede Schülerin und jeder Schülerin an die Hand bekommt und dessen Handhabung im Unterricht vorbereitet wird. Dieses Heft enthält neben Informationen über die beim BOP vertretenen Unternehmen und ihren Ausbildungsberufen auch sechs Seiten mit Fragen zu den Unternehmen, zu denen die Schülerinnen und Schüler auf der Messe Kontakt aufgebaut haben. „Das Laufbuch unterstützt die Jugendlichen beim Rundgang über die Messe. Sie sollen ja zu mindestens sechs Unternehmen Kontakt aufbauen und Informationen, die sie von den Unternehmen bekommen, in ihr Laufbuch eintragen“, erklärte Hüls. Anja Stolte ergänzte, dass das Laufbuch auch benotet wird - sicherlich eine zusätzliche Motivation für die Schüler.