Ukrainerin findet neue berufliche Perspektive in Meller Kanzlei
Melle. Vor zwei Jahren ist Irina Volkova aus ihrer Heimat Ukraine nach Deutschland geflohen. Im Gepäck hatte die 52-Jährige mehr als 20 Jahre Erfahrung als Finanzbuchhalterin, die sie jetzt an ihrem Arbeitsplatz in der Steuerberatungs-, Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Dr. Rudel Schäfer & Partner in Melle einsetzt.
„Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Die Kollegen sind sehr nett und unterstützen mich sehr“, erzählt die studierte Betriebswirtin. Von dem Engagement, das Irina seit ihrem Start vor einem Jahr in der Kanzlei zeigt, ist auch Ernst Leonhard Rudel begeistert: „Fachlich und auch sprachlich hat sich Irina toll entwickelt. Sie hat sich richtig gut ins Team eingegliedert.“ Vermittelt wurde die Ukrainerin durch die MaßArbeit und das Migrationszentrum des Landkreises Osnabrück.
Für die Kanzlei, die am Standort Melle circa 40 und am Standort Osnabrück circa 45 Mitarbeitende beschäftigt, war die Einstellung einer Geflüchteten aus der Ukraine Neuland: „Als das Jobcenter vor einem Jahr auf uns zukam und uns Irina für ein Praktikum in unserer Kanzlei vorstellte, hatten wir zunächst überlegt, uns aber dann dafür entschieden, es zu versuchen. Wir möchten gerne einen Beitrag zur Integration leisten“, erzählt der Wirtschaftsprüfer.
Über die Maßnahme „Ankommen im Beruf“ bei der Vita Akademie in Melle absolvierte die Ukrainerin zunächst ein Praktikum. Währenddessen wurde sie weiter von einem Coach der Vita Akademie begleitet. „Irina hat sich in der Praktikumsphase sehr viel Mühe gegeben, sodass wir sie eingestellt haben. Anfänglich gab es jedoch Sprachschwierigkeiten, die wir dank einiger unserer Mitarbeitenden, die russisch sprechen, weitgehend überwinden konnten“, so Ernst Leonhard Rudel. Unterstützt wird sie von einer Kollegin aus Kasachstan, die ihr bei Verständigungsschwierigkeiten im Büroalltag unkompliziert hilft.
„Die Begleitung durch eine russischsprachige Mitarbeiterin und die Flexibilität des Arbeitgebers ermöglichen es, dass die Arbeitsbeziehung für beide Seiten funktioniert“, erklärt Johanna Kemper vom Migrationszentrum der MaßArbeit, die die Buchhalterin seit ihrer Arbeitsaufnahme begleitet. Das Migrationszentrum sorgte auch dafür, dass die Deutschkenntnisse der Ukrainerin immer besser wurden, indem ein Sprachförderzuschuss gewährt wurde. Dieser machte es möglich, dass von Oktober 2023 bis April 2024 eine individuelle Sprachförderung in der Kanzlei organisiert werden konnte.
„Wir freuen uns, dass wir im Team mit Unterstützung der Sprachförderung diese Herausforderung bewältigen konnten. Der Zusammenhalt war enorm. Wenn es passt, würden wir immer wieder gerne eine Person aus der Ukraine einstellen“, betont Ernst Leonhard Rudel, der im Hinblick auf die berufliche Zukunft der Finanzbuchhalterin zuversichtlich ist. „Irina kann zwar noch nicht eigenständig Mandate betreuen. Das wird bald sicher gelingen, denn sie ist sehr engagiert und ambitioniert.“
Irina arbeitet neben ihrer Teilzeitstelle zusätzlich an der Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse. So hat das Migrationszentrum für Irina eine Teilnahme am B1 Kurs organisiert. Das ist aber nicht die einzige Chance, die die Ukrainerin seit ihrem Start in der Kanzlei nutzt, um sich fachlich und sprachlich weiterzubilden: „Ich lese gerne Fachartikel im Internet und Fachbücher auf Deutsch. Vor allem die Themen Rechtsformen und Finanzbuchhaltung interessieren mich sehr.“
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