750 Jugendliche aus Melle und Bissendorf nutzten einen Schultag zur Berufsorientierung
Melle. Ganz schön was los war am Mittwochvormittag in den Räumlichkeiten der Berufsbildenden Schulen (BBS) Melle: Rund 750 Acht- und Neuntklässler aller allgemeinbildenden Schulen aus Melle und Bissendorf wuselten beim Berufsorientierungsparcours, kurz B.O.P. genannt, einzeln oder in Gruppen mit einem Laufbuch bewaffnet durch Aula und Werkstätten. 50 Unternehmen hatten hier beim Infostände aufgebaut, an denen sich die Jugendlichen über Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten informieren konnten.
Aber einfach so herumschlendern und Giveaways einsammeln war nicht angesagt an diesem Vormittag. Mindestens sechs Unternehmen mussten gezielt angesteuert werden, um sich über deren Ausbildungsberufe zu informieren. Alle Schüler und Schülerinnen hatten ein Laufbuch dabei, das ihnen bei der Strukturierung des Vormittags half und in dem die Gespräche dokumentiert wurden. Als zusätzliche Motivation floss das Buch bei einigen Schulen in die Note für das Fach Wirtschaft ein.
Bei den Gesprächen konnten die 14- und 15-Jährigen nicht nur mit Personalverantwortlichen sprechen, sondern auch mit den Auszubildenden des jeweiligen Betriebes. „Das ist - neben den Arbeitsproben - ein Kernbestandteil des B.O.P.-Konzepts: Gespräche auf Augenhöhe. Die Jugendlichen sprechen die gleiche Sprache und die Hemmschwelle ist so viel niedriger“, meinte Kerstin Hüls als Mitglied des Organisationsteams von der Servicestelle Schule-Wirtschaft bei der MaßArbeit.
Eine von ihnen ist Emma. Im letzten Jahr war sie noch als Schülerin beim B.O.P. unterwegs, in diesem Jahr erklärte sie den Achtklässlern ihren Ausbildungsberuf. Emma hat nämlich im vergangenen Jahr das gefunden, was sie gesucht hat: Sie lernt bei der Friedrich Krämer GmbH & Co. KG den Beruf des Maurers. Sprühend vor Begeisterung warb sie dafür. Und auch für ihren Ausbildungsbetrieb: „Genau Euch brauchen wir“, rief sie zwei Mädchen zu, die etwas schüchtern vor dem großen Kran standen, den das Bauunternehmen als Arbeitsprobe mitgebracht hatte. Mit seiner Hilfe sollen große Steine zu einer Mauer aufgestapelt werden. Die Mädchen zögerten noch, aber Emma ließ sie nicht gehen: „Ich möchte Kolleginnen!“
Spannende Arbeitsproben gab es reichlich beim B.O.P.: „Für die handwerklichen Berufe ist es natürlich einfacher, eine Arbeitsprobe zu überlegen als für die kaufmännischen. Aber wir unterstützen die Unternehmen gerne mit Ideen“, sagte Hüls. In Begleitung von Melles Bürgermeisterin Jutta Dettmann, MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers, Fabian Niemüller vom Fachdienst Schulen der Gemeinde Bissendorf, Anja Stolte, der stellvertretenden Schulleiterin der BBS, und Melles Wirtschaftsförderer Florian Weßling machte sie einen Rundgang über die Messe, um Feedback von teilnehmenden Unternehmen und auch von Schülerinnen und Schülern einzufangen.
Bürgermeisterin Dettmann betonte, dass Schülern vermittelt werden müsse, dass nicht nur mit einem Studium eine Karriere möglich sie: „Ein Schulabschluss sagt nichts über den weiteren Werdegang aus. Eine Ausbildung eröffnet tolle Chancen, die den Schülern hier vermittelt werden. Der Aufwand lohnt sich.“ Dem schloss sich MaßArbeit-Vorstand Hellmers an: „Mittlerweile bieten wir im Landkreis flächendeckend solche Ausbildungsmessen an. Doch nicht nur die Veranstaltung selbst, auch die Vorbereitung etwa durch die intensive Arbeit mit dem Laufbuch im Schulunterricht sind wichtig.“ Achtklässlerin Anna hat genau dieses Laufbuch bei der Vorbereitung wirklich geholfen, wie sie sagte. Die 14-Jährige besucht die 8. Klasse der benachbarten IGS und hatte nach eineinhalb Stunden ihre sechs Stempel im Laufbuch: „Cool, dass ich so ein Buch hatte. Weil alle Unternehmen und alle Berufe hier drinstehen, konnte ich mir vorher überlegen, wo ich hin will“, sagte sie. „Ich habe heute echt viel zum ersten Mal gemacht und bin auf total neue Ideen gekommen.“
Diese Vielfalt der Ausbildungsbetriebe an einem Ort ist für Fabian Niemüller ein wesentlicher Vorteil des B.O.P.: „Und die Möglichkeit, sich am „Abend der Ausbildung“ gemeinsam mit den Eltern bei immerhin 40 teilnehmenden Unternehmen einen Überblick über mögliche Berufe zu verschaffen, ist eine tolle Ergänzung des Schüler-B.O.P.s“, fand er. „Eltern spielen bei der Berufswahl ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. In diesem Jahr waren beim Abend der Ausbildung rund 70 Besuchende. Deutlich mehr als im letzten Jahr“, so Hüls. „Vielleicht auch, weil es so ein tolles Catering von den Hauswirtschaftsschülerinnen und –schülern der BBS gab?“, mutmaßte Lars Hellmers.
Die stellvertretende Schulleiterin der BBS Melle, Anja Stolte, freute sich, dass gerade die Schülerinnen und Schüler der Hauswirtschaft an diesen Tagen zeigen konnten, was sie können: „In diesem Bereich lernen oft Jugendliche, die bisher eher schwache schulische Leistungen gezeigt und wenig Anerkennung bekommen haben. Die sind richtig groß geworden!“
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