Fachtagung: „Eltern mitdenken“ bei der Berufsorientierung
Osnabrück. Die Wahl des richtigen Berufes fällt nicht leicht. Viele Module vom Schulpraktikum bis zur Ausbildungsmesse helfen dabei ganz konkret. Die Rolle der Eltern bei der Berufsorientierung bleibt dagegen oft diffus – bis jetzt: „Eltern mitdenken“, forderte die dritte Fachtagung „Vom Stift zum Schreiber – Azubis finden leicht gemacht“.
Rund 90 Teilnehmer folgten der Einladung der Servicestelle Schule-Wirtschaft zur Tagung, die erstmals nicht im Kreishaus, sondern digital stattfand. Hochkarätige Referenten nahmen dabei in sechs Fachforen einen Faktor in den Blick, der vielfach unterschätzt wird: Die Eltern seien wichtige Partner auf dem Weg zur Berufswahl, betonte Landrätin Anna Kebschull in ihrer Begrüßung. Die Konsequenz: „Sie sollten auf Augenhöhe in die Berufsorientierung und Vermittlung in Ausbildung eingebunden werden.“
Wie also lassen sich Eltern zielführend unterstützen, einbinden und am Prozess der Berufsfindung beteiligen? Dieser Frage ging vor den Foren in einem einstündigen Fachvortrag Prof. Dr. Thorsten Bührmann, Leiter des Departments Family, Child and Social Work an der University of Applied Science and Medical University Hamburg, nach. Unstrittig ist: „Die Berufsorientierung ist ein höchst individueller Entwicklungsprozess.“ Ebenso individuell ist jedoch die Rolle der Eltern.
Sehen sie sich vornehmlich als emotionale oder eher als materielle Stütze? Wollen sie ihrem Kind Rückmeldung geben oder selbst auf die Suche nach Informationen gehen? Gelingende Elternarbeit trägt diesen Unterschieden Rechnung. So sprechen Angebote, die sich gezielt an die Jugendlichen und ihre Eltern gemeinsam richten, die emotionale Ebene an, Informationen über Berufsbilder, Ausbildung und mehr dagegen die informatorische.
„Nicht jedes Angebot entspricht der jeweiligen Rollenvorstellung“, betonte Prof. Bührmann. Entscheidend sei es deshalb, für die Eltern unterschiedliche Formen der Einbindung bereitzuhalten. Und damit nicht genug: Auch Prägungen innerhalb der Familie gilt es im Blick zu behalten. Stehen Wertbeständigkeit und Sicherheit an erster Stelle oder eher Selbstentfaltung und Kreativität? Und welche Werte sucht das Unternehmen eigentlich selbst? Wer kreative Köpfe sucht, sollte auch die Eltern nicht unbedingt mit Schlagworten von Sicherheit und Beständigkeit ansprechen.
Was also macht eine zielführende Elternarbeit aus? „Es geht nicht nur um die Werbung für den eigenen Betrieb, das Genre oder die Ausbildung“, hob Prof. Bührmann hervor. Erst recht nicht um eine Instrumentalisierung der Eltern. Vielmehr sollte den unterschiedlichen Bedürfnissen von Jugendlichen und auch Eltern Rechnung getragen werden – etwa durch sachliche Informationen auf der einen und gemeinsame Erfahrungsräume auf der anderen Seite.
Beim Was und Wie leistet die Servicestelle Schule-Wirtschaft der MaßArbeit wertvolle Hilfe. Sie initiiert und begleitet Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen, organisiert Berufsorientierungsmessen, unterstützt beim Azubi-Marketing und vieles mehr. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde, wie Katja Bielefeld und Annika Schütte darlegten, das umfangreiche Portfolio zudem noch um neue, digitale Bausteine ergänzt wie digitale Speeddatings und Betriebsbesichtigungen. Zudem ist die Servicestelle seit einem Jahr mit einem eigenen Kanal bei Instagram (@schulewirtschaft.lkos) vertreten, auf dem – neben anderem – sich Unternehmen mit ihrem Ausbildungsangebot präsentieren können.
„Wir denken Eltern schon immer mit“, betonte Kerstin Hüls von der neu eingerichteten Servicestelle „Eltern im Übergang Schule-Beruf“ der MaßArbeit. Ein Fragebogen, soll dabei helfen, sie noch gezielter zu unterstützen. Lars Hellmers, Vorstand der MaßArbeit, dankte abschließend allen Referenten und Akteuren für eine Fachtagung mit spannenden Einblicken: „Das war eine tolle Gemeinschaftsleistung.“
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